Beim dritten PAL-Unternehmensworkshop Brandenburg am 15 November 2023 in Finsterwalde standen das Thema „Nutzung von Daten in der Produktion“ im Zentrum.

Die Veranstaltung begann mit der Besichtigung des M+E-InfoTrucks, der an diesem Tag Schüler:innen am Standort des GVFB in Finsterwalde zur Berufsorientierung in der Elektro- und Metallindustrie informierte: Digitalisierung und vernetzte Produktionsprozesse bedeuten einen Wandel der Arbeitsplätze und eine Modernisierung der Ausbildungsberufe. Diese Anforderungen thematisiert auch der InfoTruck vom Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V., der an täglich wechselnden Standorten über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Metall- und Elektroindustrie informiert.

Touchmonitore, ein Cobot, eine CNC-Fräse und weitere „Elektronik-Arbeitsplätze“ bieten im Truck den Besucher:innen weiterführende Informationen zur Arbeitswelt 4.0. Aufgabenstellungen mit intuitiver Handhabung fordern sie an jedem Exponat zum Ausprobieren auf.

Die Teilnehmenden des PAL-Unternehmensworkshops konnten sich auch ein Bild davon machen, wie junge Menschen an Arbeitsplätze im gewerblich-technischen oder kaufmännischen Bereich herangeführt werden und welche Mittel es für Unternehmen aktuell gibt, um geeignete Nachwuchsfachkräfte zu gewinnen.

Nach dem Besuch des InfoTrucks fand im Hause des GVFB der Workshop mit dem Vortrag von Dr. Hajo Wiemer, Leiter der Abteilung Maschinendatenverwertung am Institut für Mechatronischen Maschinenbau der TU Dresden, statt.

Unter dem Titel „Daten.nutzen in der Produktion“ ging es zunächst um den grundsätzlichen Blick auf Daten, die beim Maschinenbetrieb und innerhalb von Fertigungs-Prozessketten gewonnen werden können. Daran schlossen sich konkrete Anwendungsfälle der Maschinendatenverwertung in Ingenieuranwendungen und für eine praktikable Bereitstellung in Unternehmen an. Der Fokus lag einerseits auf dem Handlungsfeld „Predictive Maintenance“, d. h. die Prognose von Maschinenausfällen an einer durch Sensoren überwachten Maschine mit dem Ziel, durch Analyse der Sensor-Datenbestände Wartungsmaßnahmen bedarfsorientiert einzuplanen. Anhand des konkreten Fallbeispiels der „Profilschienenführung“ stellte Dr. Wiemer den Anwesenden die notwendigen Parameter für eine durch datenbasierte Assistenzsysteme unterstützte Zustandsüberwachung, Wartung und Instandhaltung von Maschinen vor, um dadurch letztendlich Fertigungsfehler und Maschinenausfälle zu reduzieren.

Anhand eines durch seine Arbeitsgruppe realisierten Anwendungsbeispiels erläuterte Dr. Wiemer im Weiteren das Vorgehen, um eine Prozessoptimierung auf Basis von systematischer Datenauswertung zu erreichen. Hierbei betonte er die neue Qualität der Auswertung, die KI-Algorithmen durch die Verarbeitung großer Datenmengen mit unterschiedlichsten Abhängigkeiten ermöglichen, die durch klassische Auswertungsroutinen nicht mehr beherrschbar sind.

In seinem Vortrag erinnerte Dr. Wiemer die Anwesenden des dritten PAL-Unternehmensworkshops auch daran, dass für eine optimale Nutzung von Daten für die „Maschinen-Gesundheit“ und zur Verbesserung von Produktionsprozessen zunächst ihre systematische Erfassung, Digitalisierung und Analyse erforderlich sind.

An diese Ausführungen schloss sich die Diskussion mit den Vertreter:innen der PAL-Partnerunternehmen an. Datenbasierte Assistenzsysteme wie auch das gesamte Thema „KI“ unterliegen von Unternehmensseite einer intensiven Kosten-Nutzen-Abwägung. Vor diesem Hintergrund wurde auch angemerkt, dass die meisten Bedenken für eine Einführung von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen darin bestünden, dass digitale Tools und Assistenzsysteme keine fertig geschnürten Produkte und kurz- bzw. mittelfristig u. U. zu teuer sind.

Dr. Wiemer fügte jedoch an, dass diese digitalen Lösungen nur mit Unternehmen gemeinsam und v. a. maßgeschneidert entwickelt werden müssen und deshalb auch gelingen. Auf lange Sicht können sie z. B. zur Entlastung von Routinearbeiten und für weniger Produktionsausschuss sorgen, was zu sichtbaren wirtschaftlichen Vorteilen für die Unternehmen führt.

Der dritte PAL-Unternehmensworkshop gab außerdem Raum zu individuellen Gesprächen und Information zum Bearbeitungsstand der Schwerpunktprojekte in den einzeln Unternehmen.

Beim PAL-Unternehmensworkshop Brandenburg handelt es sich um eine halbtägige Veranstaltung des GVFB, die halbjährlich stattfindet. Mit Vorträgen, Workshops und Debatten ermöglicht sie ein gegenseitiges Kennenlernen wie auch einen regelmäßigen Fachaustausch zwischen Geschäftsführenden bzw. deren Vertreter:innen, Wissenschafts- und Netzwerkpartnern sowie weiteren Interessierten im Themenfeld von PAL – PerspektiveArbeit Lausitz.

Autoren / Autorinnen

  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin am CIMTT Zentrum für Produktionstechnik und Organisation an der Technischen Universität Dresden; Koordination der Schwerpunktprojekte in Unternehmen im PAL-Projekt

  • Projektmitarbeiter beim GVFB e. V. Elsterwerda; Transfer und Öffentlichkeitsarbeit im PAL-Projekt

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