Die Lausitz befindet sich weiterhin in einem tiefgreifenden Strukturwandel, über dessen Fortschritte und Herausforderungen mehr als 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beim Lausitzforum 2038 in Schwarzheide diskutierten. Dabei zogen sie Bilanz und gaben Impulse für die kommenden Jahre.
Im Mittelpunkt standen die Vision des „Net Zero Valley“ und konkrete Projekte wie das Bahnwerk Cottbus und die Universitätsmedizin, die neue Arbeitsplätze schaffen. In Panels wie „5 Jahre Strukturwandel – Was war gut? Was wird besser?“ und „Champions der Lausitz – Innovationen aus der Region“ wurden Chancen und Erfahrungen beleuchtet, ergänzt durch Diskussionen zu Energieversorgung und Mittelstandsstrategien. Trotz hoher Energiepreise und Bürokratie zeigten sich die Teilnehmer optimistisch, dass die Lausitz zur Modellregion für Klimaneutralität werden kann.
Frau Dr. Romy Reinisch, Zweite Dezernentin des Landkreises Görlitz, betonte, dass zahlreiche Projekte zur Stärkung der Region bereits erfolgreich umgesetzt wurden – ermöglicht durch Förderprogramme. Mit der zweiten Förderperiode sollen nun gezielt die in der ersten Phase erkannten Herausforderungen angegangen werden. Auch Dr. Klaus Freytag, Lausitzbeauftragter des Ministerpräsidenten Brandenburg, hob die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort hervor.
Jörg Mühlberg, Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH, warnte vor den Risiken für Unternehmen:
„Wer sich jetzt nicht bewegt und verändert, hat verloren.“
Heiko Jahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH, sieht hingegen eine positive Entwicklung:
„2020 war die Region verunsichert, heute herrscht neues Vertrauen.“
Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, verwies auf die Erfolge der ersten Förderperiode. Einigkeit bestand darin, dass Investitionen in Zukunftsbranchen und Wertschöpfungsketten entscheidend sind, um Beschäftigung zu sichern und Kommunen unabhängiger von Fördermitteln zu machen. Bislang wurden rund 4.800 Arbeitsplätze geschaffen.
Dr. Friederike Haase, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz Brandenburg, betonte die Bedeutung von Weiterbildung und Ausbildung angesichts des demografischen Rückgangs. Zukunftsthemen wie „Grüne Berufe“ und das Net Zero Valley spielen dabei eine Schlüsselrolle. Auch Sigrid Nagl, Vorständin der envia Mitteldeutsche Energie AG, sieht großes Potenzial: Die Region produziert mehr erneuerbare Energie, als sie verbrauchen kann. Ihre kritische Frage:
„Warum gelingt es nicht, Unternehmen für Energiespeicherung anzusiedeln?“
Abschließend wurde der komplizierte Genehmigungsprozess für den Netzausbau erneuerbarer Energien als Hemmnis identifiziert – ein Thema, das dringend angegangen werden muss.
Mit einem eigenen Stand zeigte PAL, dass es sich inzwischen zu einem zentralen Kompetenzzentrum im Strukturwandel entwickelt hat – getragen von fünf Forschungseinrichtungen und zahlreichen Pilotunternehmen. Ziel war es, gegenüber Politik und Wirtschaft die Sichtbarkeit zu erhöhen und deutlich zu machen: Nach fünf Jahren Projektlaufzeit ist noch lange kein Ende in Sicht. Gerade jetzt, wo die Grundlagen gelegt sind, braucht es eine Weiterfinanzierung, um die erarbeiteten Strukturen und das gewonnene Know-how nicht zu verlieren. Denn die Herausforderungen bleiben groß: Produktionsprozesse müssen an neue Marktbedingungen angepasst werden, Fachkräfte sind knapp, und das Wissen erfahrener Mitarbeitender darf nicht verloren gehen. PAL setzt genau hier an – mit innovativen Ansätzen zur Wissensspeicherung, Qualifizierung und Unterstützung der Unternehmen im Wandel und der Digitalisierung. Nur so können die begonnenen Ansätze weitergeführt und zusätzliche Ergebnisse erzielt werden.
Als Netzwerker und Vertreter des PAL-Projektes stellte sich Jens Gerlinghoff (Fachkräftenetzwerk Oberlausitz e.V.) Fragen während der Podiumsdiskussion zum Thema „Wie die neuen Arbeitsplätze besetzen?“
Fotos: Katharina Müller-Eppendorfer

