72% der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gaben an, dass sie KI als Chance sehen.

Der Begriff Künstliche Intelligenz löst in Menschen heutzutage sehr unterschiedliche Gefühle aus. Während z. B. Elon Musk [1] (Gründer von u.a. Tesla und SpaceX) mit seinem Unternehmen Neuralink enthusiastisch davon träumt, einen „KI Brain Chip“ im menschlichen Gehirn einzupflanzen, bekommen andere Bauchschmerzen bei jedem Gedanken an eine solche Technologie. Es kursieren Berichte über Kündigungen bei Amazon [2], die ausschließlich durch eine KI abgewickelt wurden. Gute und schlechte Stimmen in den Medien zur Anwendung von KI gibt es in den letzten Jahren mehr als genug, aber wie entwickelte sich die Einstellung der Bevölkerung gegenüber KI?

50% der Bevölkerung gaben im Jahr 2017 an, KI als Gefahr einzuschätzen. In etwa genauso viele sehen KI als Chance. Wie ist die Situation ein paar Jahre später? Ist die Skepsis gegenüber KI gesunken?

Mit einem Blick auf eine repräsentative Bitkom-Umfrage (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) aus 2020 [3] mit ca. 1000 Befragten wird klar, dass sich die Akzeptanz vergrößert hat, aber nach wie vor Zweifel bestehen. Demnach sehen 68% KI 2020 als Chance an, wohingegen 29% KI als Gefahr einschätzen. Insbesondere den Arbeitsalltag halten 44% der Befragten für gefährdet. Dabei ist besonders die Angst vor Kontrollen am Arbeitsplatz (73%) und dem Abbau von Arbeitsplätzen (65%) in Folge von KI-Implementierung groß.

Eine Bitkom-Umfrage aus Dezember 2021 [4] bestätigt jedoch den Trend, dass Künstliche Intelligenz in der Bevölkerung zunehmend positiver gesehen wird. Unsere Zahl des Monats: 72. 72% der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gaben an, dass sie KI als Chance sehen. Im Gegensatz dazu schätzen noch 13% die Gefahr als hoch ein (2017 waren es noch 50%).

Säulendiagramm zeigt, dass die Bevölkerung mehr Chancen als Risiken in der Entwicklung der KI sieht

Ob nun positiv oder negativ gegenüber KI eingestimmt: Es besteht unter allen Befragten Konsens, dass Künstliche Intelligenz Auswirkungen auf die Gesellschaft hat und haben wird [5]. Mit 28% behaupten mehr als ein Viertel, dass KI die Gesellschaft schon heute spürbar verändert hat. Lediglich 1 Prozent geht davon aus, dass in ferner Zukunft KI keine Auswirkung haben wird.

Einen sehr großen Anteil an der Einstellung der Bevölkerung hat auch die Berichterstattung über die traditionellen (Online-) Printmedien und auch immer mehr über die sozialen Medien. Eine Studie [6] von Derya Gür-Seker aus dem Jahr 2021 behandelt die Thematik, wie über KI allgemein und in der Arbeitswelt berichtet und diskutiert wird. Auffällig in den Illustrationen zu KI ist laut dieser Studie, dass ein sehr einseitiges Bild von Künstlicher Intelligenz vorherrscht. Es dominieren Bilder aus der Digital- und Bildungsbranche, sowie Darstellungen von menschenähnlichen Robotern. Diese Darstellungen führen zu „einer unterkomplexen Vermittlung, wie KI-Systeme schon heute unseren Lebens- und Arbeitsalltag prägen“[7]. Die Auswertung der Kommunikation unter den Zeitungsartikeln und auf den Social-Media-Plattformen zeigt außerdem, dass die Thematisierung gegenwärtig noch vergleichsweise wenige Reaktionen hervorruft. Grund dafür sind die vielen genutzten Fachbegriffe und Anglizismen, welche selten erklärt werden. Häufig werden außerdem Metaphern verwendet, die den Wandel in der Arbeitswelt oftmals als „Revolution“ oder „Welle“ beschreiben [8]. Die Tatsache, dass „hinter der Transformation konkrete Interessen, Institutionen und Personen stehen, die Entscheidungen treffen, die auch anders hätten ausfallen können, kommt zu kurz“[9]. Starke abweichende Meinungen drücken sich zudem durch eine starke Polarisierung der Medien aus, worunter die realistische Berichterstattung leidet: Berichtet und diskutiert wird über Probleme, Ängste und Chancen, über Pessimisten und Optimisten [10].

Die Studie zeigt Schwächen in der gegenwärtigen Berichterstattung auf. KI ist noch nicht zugänglich und greifbar für die Breite der Gesellschaft. Dies wäre jedoch Grundlage für eine angeregte Diskussion auf Augenhöhe. Außerdem bedienen sich die Medien oft an Klischees und Übertreibungen, die der Realität nicht entsprechen. Schwarz-weiß denken führt, wie so oft, nicht zum Ziel. Eine Änderung der Berichterstattung könnte zu einer transparenteren Debatte zum Thema KI führen und die Skepsis der Bevölkerung senken.

[1] Wilhelm, Katharina: Chip im Hirn – Elon Musks Unternehmen Neuralink (30.11.2022), URL:https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/chip-im-hirn-elon-musks-unternehmen-neuralink,TOejVV0  (Stand 08.12.2022)

[2] Soper, Spencer: Fired by Bot at Amazon: ‘It’s You Against the Machine’(28. Juni 2021), URL: https://www.bloomberg.com/news/features/2021-06-28/fired-by-bot-amazon-turns-to-machine-managers-and-workers-are-losing-out (Stand 08.12.2022)

[3] Bitkom (2020): Künstliche Intelligenz. URL:  https://www.bitkom.org/sites/default/files/2020-09/bitkom-charts-kunstliche-intelligenz-28-09-2020_final.pdf (Stand: 07.02.2023)

[4] Bitkom (2021): Fast drei Viertel sehen Künstliche Intelligenz als Chance, URL: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kuenstliche-Intelligenz-als-Chance (Stand: 08.12.2022)

[5] Vgl. ebd.

[6] Gür-Şeker, Derya: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit – Die digitale Transformation in den (sozialen) Medien (29. September 2021), URL: https://www.otto-brenner-stiftung.de/ki-zukunft-der-arbeit/ (Stand: 14.01.2023)

[7] Vgl. ebd.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. ebd.

[11] Bitkom (2020): Künstliche Intelligenz. URL:  https://www.bitkom.org/sites/default/files/2020-09/bitkom-charts-kunstliche-intelligenz-28-09-2020_final.pdf (Stand: 07.02.2023)

Die Kolumne „Zahl des Monats“ ist eine Idee der studentischen Mitarbeiter:innen im PAL-Team. Sie wissen: Zahlen sind das Alphabet für die Algorithmen einer Künstlichen Intelligenz. Was aber können Zahlen für uns Menschen bedeuten? In kurzen Texten reflektieren die Autor:innen anhand von beispielhaften Zahlen aus Statistiken oder wissenschaftlichen Arbeiten, was Künstliche Intelligenz für Menschen in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft bedeutet und wohin die Entwicklungstrends weisen.

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Autor / Autorin

  • Studentischer Mitarbeiter am CIMTT Zentrum für Produktionstechnik und Organisation an der Technischen Universität Dresden, Studiengang Maschinenbau; Transfer und Öffentlichkeitsarbeit im PAL-Projekt

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