Kesselsdorf/Mittweida. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sind längst keine Zukunftsmusik mehr – sie prägen zunehmend technische Berufe und die Ausbildung in diesen Bereichen. Das Zusammenspiel von Wissenschaft und Ausbildungszentren spielt dabei eine zentrale Rolle. Wie die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden kann, war Thema eines Treffens von Forschenden von der Fakultät Ingenieurwissenschaften, der Hochschule Mittweida, Sebastian Boden, Geschäftsführer der Metall- und Elektroausbildung gGmbH (MEA) Kesselsdorf, und Fabrizio Tringali, Leiter der bsw-Fachschule für Technik Leipzig.

„Die Vernetzung zwischen Hochschulen, der Industrie und Ausbildungseinrichtungen ist enorm wichtig, um zu vermeiden, dass in der Ausbildung überalterte Anwendungen zum Einsatz kommen“, betont Sebastian Boden. In seiner Einrichtung werden derzeit mehr als 400 Auszubildende im Bereich Mechatronik geschult, viele davon für Unternehmen der sächsischen Halbleiterindustrie. Insgesamt betreut die MEA Kesselsdorf knapp 750 Auszubildende und gilt in der Region als Vorreiter bei der Integration neuer Technologien.

Im Austausch: Forschende der Hochschule Mittweida, Sebastian Boden (Mitte) und Fabrizio Tringali (rechts)

Im Austausch: Forschende der Hochschule Mittweida, Sebastian Boden (Mitte) und Fabrizio Tringali (rechts)

Zusammenarbeit mit der Wissenschaft

Um die Ausbildung an die dynamische Entwicklung moderner Technologien anzupassen, kooperiert Boden mit der Hochschule Mittweida. Im Dezember 2024 besuchte er gemeinsam mit Fabrizio Tringali das dortige „Living Lab Hybride Arbeitssysteme“, das im Rahmen des Projekts PerspektiveArbeit Lausitz aufgebaut wurde. Das Living Lab Hybride Arbeitssysteme umfasst die Labore Mobile Robotik, adaptive manuelle Montage sowie Virtual Reality. Initiiert von Silicon Saxony, boten die Labore Einblicke in den Einsatz moderner Technologien, wie Fahrerlose Transportsysteme (FTS), kollaborierender Roboter (Cobots), Montage und Virtual Reality.

„Wir müssen uns mit Anwendungen wie VR und AR intensiv auseinandersetzen und sie in unsere Ausbildungsangebote integrieren“, so Sebastian Boden. Im Januar 2025 setzte sich der Austausch in Kesselsdorf fort, als eine Forschungsgruppe der Hochschule Mittweida die MEA besuchte. Auch Fabrizio Tringali war erneut dabei, dessen Leipziger Weiterbildungszentrum unter anderem Kurse zum staatlich geprüften Techniker und Industriemeister anbietet.

VR und AR: Zukunft der Ausbildung?

Im Fokus der Gespräche standen die Möglichkeiten von VR und AR in der Ausbildung. Diskutiert wurden Fragen wie: Werden VR-Brillen vor allem für Trainingssimulationen genutzt, die praktische Übungen vorbereiten? Oder könnten sie zukünftig Arbeitsschritte ermöglichen, die ohne umfassendes Vorwissen ausführbar sind? Auch die Kombination von VR und AR wurde als Schlüsselthema identifiziert.

„Wir denken darüber nach, in der MEA einen virtuellen Zwilling zu schaffen und moderne Technologien stärker zu nutzen“, erklärt Sebastian Boden. Fabrizio Tringali ergänzt: „Die kollaborative Arbeit, insbesondere die Zusammenarbeit mit (kollaborierenden) Robotern, wird immer wichtiger. Es ist entscheidend, verschiedene Anwendungen gemeinsam zu entwickeln, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.“

Rundgang durch das Ausbildungszentrum Metall- und Elektroausbildung gGmbH (MEA)

Weiterentwicklung durch Zusammenarbeit

Nach einem Rundgang durch die Ausbildungsräume der MEA waren sich alle Beteiligten einig: Der Austausch ist wertvoll und soll fortgesetzt werden. Geplant ist unter anderem die Besichtigung eines virtuellen Schweißtrainers an der Hochschule Mittweida, um weitere Ideen für ein gemeinsames Forschungsprojekt zu entwickeln. Fabrizio Tringali zeigte sich beeindruckt: „Ich möchte den bilateralen Austausch mit Sebastian Boden fortsetzen. Vieles, was ich hier gesehen habe, ist für meine Einrichtung sehr interessant.“

Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Bildungseinrichtungen ist ein zentraler Baustein für die erfolgreiche Modernisierung der Ausbildung. Mit Projekten wie diesen treiben Akteure wie die MEA und die bsw-Fachschule die Digitalisierung der Bildung voran – und bereiten den Weg für eine Zukunft, in der Technologie und Praxis optimal ineinandergreifen.

Autor / Autorin

  • Leiterin des Fachbereichs HR & Education des Branchen-Netzwerks Silicon Saxony e.V.; Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit im PAL-Projekt

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