Der demografische Wandel, der Kohleausstieg und die Digitalisierung stellen die Unternehmen in der Region Lausitz vor mannigfaltige Herausforderungen. Die adäquate Anpassung an diese Herausforderungen ist essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten und ihren Fortbestand zu sichern. Die mit der Anpassung einhergehenden Veränderungen erfolgreich in Unternehmen umzusetzen, ist jedoch nicht trivial, weswegen 60 – 80% der Veränderungsinitiativen in der betrieblichen Praxis scheitern (Beer & Nohria, 2000).

Die Partizipation der Beschäftigten in Veränderungsprozessen kann verschiedene positive Effekte haben, welche die Erfolgswahrscheinlichkeit der Veränderung steigern: Die Akzeptanz der geplanten Maßnahmen lässt sich erhöhen, die Fachkräftesicherung wird potenziell erleichtert, etwaige Blindstellen einer Planung „von oben“ können behoben werden und die menschengerechte Gestaltung der sich verändernden Arbeit der Beschäftigen wird erleichtert. Die erfolgreiche Förderung der Partizipation in Veränderungsprozessen setzt das Wissen um deren Erfolgsfaktoren voraus. Die Arbeitsgruppe „Wissen-Denken-Handeln“ an der Fakultät Psychologie der TU Dresden untersuchte im Frühjahr 2024 Erfolgsfaktoren der Partizipation bei der Leitbildentwicklung, einer verbreiteten und wichtigen Methode zum Management organisationaler Veränderungen (EY Global, 2018).

Vorgehen und Ergebnisse

Die Untersuchung erfolgte mittels einer Fallstudie mit Aktionsforschungsansatz im Rahmen einer Masterarbeit bei dem Verbundpartner HGS GmbH, einem Maschinenbauunternehmen in der Lausitz. Aufbauend auf der Methode des Aufgabenbezogenen Informationsaustauschs (Neubert & Tomczyk, 1986; Pietzcker & Looks, 2013; Hacker, 2016) wurde in drei Monaten ein Leitbilderstellungsprozess umgesetzt und dessen Erfolgsfaktoren identifiziert. Kern des Vorgehens bildete der Wechsel zwischen Phasen der vorstrukturierten Individualarbeit und Phasen der moderierten Gruppenarbeit von Personen einer Steuergruppe, welche für das Vorgehen zielgerichtet mit Personen aus allen Ebenen des Unternehmens zusammengestellt wurde. Die Personen im Unternehmen, welche nicht Mitglieder der Steuergruppe waren, wurden fortlaufend informiert und es wurden Möglichkeiten der Rückmeldung etabliert.

Vor, während und nach Abschluss der Leitbildentwicklung wurden Informationen u. a. mittels Beobachtungen, Interviews und Befragungen erhoben und im Anschluss ausgewertet. Die Auswertung der erhobenen Informationen ergab eine sehr hohe Partizipation der Personen der Steuergruppe, eine mittlere Partizipation der weiteren Personen sowie eine positive Prozessbewertung. Es konnten insgesamt 39 Erfolgsfaktoren identifiziert werden, welche den Phasen vor, während und nach Abschluss der Leitbildentwicklung zugeordnet wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung erweitern die Literatur, können aber auch Unternehmen bei der erfolgreichen Umsetzung von Veränderungsprozessen unterstützen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an die Arbeitsgruppe unter agwdh@tu-dresden.de

Autor / Autorin

  • Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Arbeitsgruppe Wissen-Denken-Handeln an der Technischen Universität Dresden; Experte für menschengerechte Arbeitsgestaltung und betriebliche Kompetenzentwicklung im PAL-Projekt

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