Datenbasierte Assistenzsysteme halten in immer mehr kleinen und mittleren Industrieunternehmen Einzug in der Lausitz. Sie unterstützen Mitarbeitende bei manuellen Tätigkeiten, verbessern Entscheidungen und reduzieren Fehler sowie negative Belastungen im Arbeitsprozess.

Im Schwerpunktprogramm „Kompetenzmanagement im Kontext datenbasierter Assistenzsysteme“ untersucht die Arbeitsgruppe DigitalStress der Hochschule Zittau/Görlitz, wie Kompetenzen für neu entstehende Berufsbilder gezielt entwickelt werden können und wie organisationale Veränderungsprozesse so gestaltet werden müssen, dass eine menschenzentrierte Arbeitsplatzgestaltung mit Assistenzsystemen Mitarbeitende entlastet und Arbeitsprozesse produktiver und flexibler macht. Im Folgenden stellen wir hierzu unsere drei Forschungstransferprojekte vor.

Arbeitsplatzanalyse als Startpunkt

Erfolgreiche Assistenzsysteme entstehen nicht durch Technik allein – sie beginnen mit einer ganzheitlichen Arbeitsplatzanalyse.

Im Rahmen eines Pilotprojekts bei der ULT AG in Kittlitz bei Löbau wurden Veränderungsbedarfe aus Mitarbeitendensicht mithilfe von einem Verfahren zur Bewertung von Arbeitsbedingungen erfasst und gemeinsam mit Mitarbeitenden und Führungskräften reflektiert. Darauf aufbauend wurden prototypische Lösungsansätze entwickelt, die speziell auf die Bedarfe des Produktionsunternehmens zugeschnitten sind und den Einsatz datenbasierter Assistenzsysteme ermöglichen.

Das Verfahren berücksichtigt sowohl objektive Arbeitsbedingungen als auch die subjektive Wahrnehmung der Mitarbeitenden. Das-Verfahren zur psychologischen Bewertung von Arbeitsbedingungen (www.basatest.com) zeigt frühzeitig, wo Veränderungsbedarf besteht und in welchen Bereichen organisationale Veränderungen einen echten Mehrwert stiften können.

Auf dieser Grundlage wurde ein übertragbares methodisches Vorgehen entwickelt, das folgende Schritte verbindet:

  1. Muster im Arbeitserleben identifizieren
  2. Kritische Arbeitsmerkmale clustern
  3. Belastungs- und Ressourcenfaktoren herausarbeiten
  4. Assistenzbedarfe systematisch ableiten

Das Ergebnis ist ein modellhafter Ansatz für KMU in der Lausitz: replizierbar, praxistauglich und klar auf die reale Arbeitssituation ausgerichtet.

Dokumentation erlebbar machen

Für die Süßwarenfabrik Rudolf Hoinkis GmbH in Görlitz wurde ein Planspiel entwickelt, das reale Dokumentationsprozesse simuliert, um Datenflüsse und Problemfelder sichtbar zu machen und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Anstatt Prozesse abstrakt zu beschreiben, wurden sie für Mitarbeitende und Führungskräfte unmittelbar erfahrbar:

  • durch Rollenübernahme
  • durch konkrete Handlungsentscheidungen
  • durch sichtbare Folgen von Dokumentationsfehlern

So wurden Routinen, Medienbrüche und Störfaktoren identifiziert, die im Tagesgeschäft häufig verborgen bleiben.

Warum Datenqualität entscheidend ist

Im Planspiel wurde systematisch untersucht:

  • Wie entstehen Daten im Produktionsprozess?
  • Welche Faktoren bestimmen ihre Qualität?
  • Wo entstehen Fehler?
  • Welche Verhaltensmuster beeinflussen die Datenerfassung?

Zentrale Erkenntnis: Datenqualität ist kein technisches Problem, sondern ein organisationales.

Mitarbeitende dokumentieren dann zuverlässig, wenn sie:

  • Sinn und Nutzen der Daten verstehen
  • die Folgen unvollständiger Dokumentation erleben
  • sehen, wie Assistenzsysteme mit ihren Daten arbeiten
  • aktiv an der Prozessgestaltung beteiligt sind

Auf dieser Basis wurden konkrete Lösungsansätze entwickelt, die nun in einem Pilotprojekt umgesetzt werden, um die Grundlage für ein funktionierendes datenbasiertes Assistenzsystem zu schaffen.

Neue Jobrollen– neue Kompetenzanforderungen

Assistenzsysteme verändern nicht nur einzelne Abläufe, sondern ganze Rollenprofile. Das zeigt unser Forschungsprojekt mit der Hochschule Mittweida und der BTU Cottbus–Senftenberg im Kontext der Schweißautomatisierung.

Die zunehmende Verbreitung einfach programmierbarer Schweißroboter führt in der Kleinserienfertigung zu grundlegenden Veränderungen der Arbeitsprozesse und der damit verbundenen Kompetenzanforderungen. Auf Basis eines qualitativ-explorativen Forschungsdesigns wurde ein rollenbasiertes Kompetenzmodell entwickelt, das eine deutliche Verlagerung von sensomotorischen hin zu kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten aufzeigt.

Aus diesen Ergebnissen lassen sich konkrete Upskilling-Strategien und didaktische Prinzipien für die Weiterbildung ableiten. Zugleich wird deutlich, dass – trotz Automatisierung – weiterhin sensomotorische Unterstützung erforderlich bleibt, insbesondere unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Kleinserienfertigung.

Die Ergebnisse sind ausführlich dokumentiert in:

Sauer, Ganßauge & Zähr (2025):
Kompetenzen für die menschzentrierte Robotik in der Kleinserienfertigung. ZWF – Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb.

Sie möchten wissen, wie Sie Assistenzsysteme und Kompetenzentwicklung strategisch verbinden?

Wir laden Sie herzlich ein zum:

Impulsworkshop „Zukunft sichern, Kompetenzen strategisch entwickeln“
im Rahmen von PerspektiveArbeit Lausitz

Dienstag, 03. Februar 2026, 14:00–18:30 Uhr
ENERGY CoWorking Space, Siemens Energy Innovationscampus Görlitz

Informationen & Anmeldung: https://innovationsakademie.com/workshop-kompetenzmanagement#wbb1

Erfahren Sie mehr zum Praxisprojekt 12

Autor / Autorin

  • Leiter von Formaten im Modulpaket Business Model Innovation & Change der Innovationsakademie; Entwickelt praxisnahe Formate zu Change Management, Geschäftsmodell-Innovation und Storytelling.

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