Haben Sie sich während Ihrer Arbeit schon mal überfordert von den geforderten digitalen Kompetenzen gefühlt? Dies ist kein seltenes Problem.

Es gibt daher nun einen Begriff, der diese Kompetenzen umfasst: „Digital Literacy“.  Die UNESCO definiert Digital Literacy sinngemäß übersetzt als „die Fähigkeit, sicher und angemessen über digitale Technologien auf Informationen zuzugreifen, sie zu verwalten, zu verstehen, zu integrieren, zu kommunizieren, zu bewerten und zu erstellen, um angemessene Arbeitsplätze und fortschrittliches Unternehmertum zu ermöglichen. Hierbei sind Kompetenzen enthalten, die auch als Computerkompetenz, ICT-Kompetenz (Informations- und Kommunikationstechnologische Kompetenzen) und Medienkompetenz bezeichnet werden.“[1].

Unsere Zahl des Monats: 82. 82% der Online-Stellenanzeigen setzen mittlerweile Digital Literacy voraus[2]. Dass es also leicht zu Überforderung kommen kann, ist kein Wunder.

Doch schauen wir uns zunächst die Entwicklung an, um zu verstehen, wieso Überforderung entsteht.

Früher wurden nur bestimmte arbeitsplatzspezifische digitale Kompetenzen, angefangen mit dem Schreiben von E-Mails, vorausgesetzt.

Heute wird gefordert, dass man stetig mit den neuen Entwicklungen mitgeht, neue Kompetenzen erwirbt, sodass man neue Konzepte und Programme versteht und anwenden kann[3]. Dies kann einschüchtern, überfordern und z.B. Skepsis bezüglich neuer Technologien, wie KI, begünstigen. Wie wir bereits in einem anderen Beitrag beleuchtet haben, existiert bei vielen Arbeitnehmenden Angst vor Arbeitsplatzverlust durch neue Technologien, obwohl diese lediglich die Anforderungen an den Arbeitsplatz verändern[4]. Die Umfrage „Skills Trends at Work in Britain: First Findings from the Skills and Employment Survey 2017“ zeigt, dass sich das Anforderungslevel an sprachliche und mathematische Fähigkeiten seit 1980 nicht verändert hat, während das Anforderungslevel an Digital Literacy seitdem stetig angestiegen ist[5].

Im Gegensatz zu dem Gefühl der Überforderung bedeutet diese Entwicklung allerdings nicht, dass Arbeitnehmende bereits alle möglichen Softwareanwendungen beherrschen müssen, sondern, dass sie im Erlernen dieser sicher und schnell sein sollten. Eine Anforderung, die die meisten bereits erfüllen. Sie sind wahrscheinlich „digitally literate“, wenn Sie Ihr Smartphone bedienen, E-Mails schreiben oder anderweitig online unterwegs sind.

Das Diagramm zeigt, dass sich das Anforderungslevel an sprachliche und mathematische Kompetenzen seit 1997 nicht stark verändert hat, während das Anforderungslevel an digitale Kompetenzen stetig gestiegen ist.

Das Diagramm zeigt, dass sich das Anforderungslevel an sprachliche und mathematische Kompetenzen seit 1997 nicht stark verändert hat, während das Anforderungslevel an digitale Kompetenzen stetig gestiegen ist.

Auch Unternehmen beeinflusst Digital Literacy stark. Bereits die Definition von Digital Literacy zeigt dies. Genauer bedeutet Digital Literacy auf Unternehmen angewandt, dass die Transformation von Unternehmen im digitalen Zeitalter nur erfolgreich möglich ist, wenn Unternehmen ein umfassendes und systemisches Verständnis des digitalen Wandels haben.

Digitaler Wandel ist kein rein technologischer, sondern ein soziotechnischer Prozess, bei dem der Mensch eine zentrale Rolle spielt. Den Unternehmen muss also klar sein, dass Digital Literacy eine Schlüsselkompetenz der Angestellten sein muss. Nur so können Unternehmen digitale Handlungspotenziale erkennen und aktivieren[6],[7].

Um die digitale Transformation der Wirtschaft weiter zu denken, müssen Unternehmer und Arbeitnehmende zusammenarbeiten. Entsteht ein Gefühl der Überforderung, so verlieren Unternehmen wichtige Fachkräfte. Forschung zu Digital Literacy ist ein wichtiger Bestandteil in der Transformation der Wirtschaft, da sie Unternehmen die Ressourcen aufzeigen kann, die zur Weiterbildung der Beschäftigten ohne Überforderung benötigt werden.

[1] UNESCO Institute for Statistics (2018): A Global Framework of Reference on Digital Literacy Skills for Indicator 4.4.2

[2] Alex Christian (27th September 2022): Why digital literacy is now a workplace non-negotiable (https://www.bbc.com/worklife/article/20220923-why-digital-literacy-is-now-a-workplace-non-negotiable [Zugriff am 06.08.2023])

[3] Ebd.

[4] Ebd. Jonathan Straßburger (09.02.2023): Zahl des Monats – Februar (https://pal.webspace.tu-dresden.de/2023/02/2691/ [Zugriff am 06.08.2023])

[5] Henseke, G, Felstead, A, Gallie, D and Green, F (2018): Skills Trends at Work in Britain – First Findings from the Skills and Employment Survey 2017, London: Centre for Learning and Life Chances in Knowledge Economies and Societies, UCL Institute of Education

[6] Zukunftsinstitut (2023): Megatrend Konnektivität Auszüge aus der Megatrend-Dokumentation und dem Zukunftsreport 2023 (https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-konnekitivität/)

[7] Zukunftsinstitut (2023): Die Bedeutung der digitalen Transformation für Unternehmen und Mitarbeitende (https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/digitale-transformation-auswirkungen-fuer-unternehmen/)

Bildquelle: Henseke, G, Felstead, A, Gallie, D and Green, F (2018): Skills Trends at Work in Britain – First Findings from the Skills and Employment Survey 2017, London: Centre for Learning and Life Chances in Knowledge Economies and Societies, UCL Institute of Education

Die Kolumne „Zahl des Monats“ ist eine Idee der studentischen Mitarbeiter:innen im PAL-Team. Sie wissen: Zahlen sind das Alphabet für die Algorithmen einer Künstlichen Intelligenz. Was aber können Zahlen für uns Menschen bedeuten? In kurzen Texten reflektieren die Autor:innen anhand von beispielhaften Zahlen aus Statistiken oder wissenschaftlichen Arbeiten, was Künstliche Intelligenz für Menschen in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft bedeutet und wohin die Entwicklungstrends weisen.

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Autor / Autorin

  • Studentische Mitarbeiterin am CIMTT Zentrum für Produktionstechnik und Organisation an der Technischen Universität Dresden, Studiengang Maschinenbau; Transfer und Öffentlichkeitsarbeit im PAL-Projekt

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