Am 26. Juni 2025 trafen sich im Rahmen des Projekts PerspektiveArbeit Lausitz (PAL) mehrere Lausitzer Unternehmen bei der caleg Schrank und Gehäusebau GmbH in Calau. Gastgeber war der zukünftige Geschäftsführer Markus Garlich, der nicht nur sein Unternehmen vorstellte, sondern auch eindrucksvoll schilderte, welchen Mehrwert die caleg-group aus der Zusammenarbeit im PAL-Projekt zieht. Moderiert wurde das Format von Jörg Engelmann, der als Netzwerkender des GVFB e. V. die in PAL mitwirkenden Lausitzer Unternehmen vor Ort betreut.

Einblicke in die Fertigung – und in die Zukunft

Beim Rundgang durch die Produktionshallen wurde deutlich: Die caleg ist ein Unternehmen mit Tradition und Innovationsgeist: Ob Schaltschränke für die New Yorker U-Bahn, den Automobilbau, Roboterstraßen, Tunnelschaltanlagen, Offshore-Umgebungen oder auch individuelle Gehäuselösungen – gefertigt wird mit höchster Präzision und wachsendem Automatisierungsgrad. Dabei steht das Unternehmen vor einem Generationswechsel: Garlich, bislang Technischer Leiter, übernimmt zum Jahresende die Geschäftsführung und denkt bereits heute an die Zukunft der caleg im Jahr 2030 – mit Fokus auf Digitalisierung, Energieversorgung und Automatisierung. Nach außen sichtbar wird das u. a. durch die neue Solaranlage, geplant ist außerdem die Anschaffung einer neuen Roboterstation.

PAL-Unternehmensworkshop bei der Caleg Schrank und Gehäusebau GmbH in Calau

PAL-Unternehmensworkshop bei der Caleg Schrank und Gehäusebau GmbH in Calau

Stanzen, Lasern, Biegen, Schweißen, Beschichten, Montieren – bei der caleg GmbH fertigen die Mitarbeitenden Hand in Hand verschiedene Schaltschränke aus Edelstahl, Weiß- oder Schwarzblech in unterschiedlichsten Größen und Formen, in Standardgrößen und auf Kundenwunsch auch in individualisierten Kleinstserien

Markus Garlich gehört zu denen, die im Kontext Fachkräftesicherung als sogenannte „Rückkehrer“ bezeichnet werden und für die es in Sachsen mehrere Netzwerke wie das Rückkehrernetzwerk und Heimat für Fachkräfte gibt. Er selbst stammt aus Calau, hat in Senftenberg studiert, sammelte anschließend Berufserfahrung in Westfalen und kehrte dann über eine Zwischenstation an der BTU Cottbus in seine Heimat zurück. Die Zusammenarbeit mit Forschenden gehörte im PAL-Projekt für ihn zu den besonders wertvollen Erfahrungen. „Wir haben uns gefragt, wie können wir als mittelständiges Unternehmen immer noch genug Geld verdienen, auch wenn wir teure Robotertechnik anschaffen? Das PAL-Projekt hat uns dabei sehr geholfen, insbesondere, was Tiefenanalysen betrifft, für die wir im normalen Arbeitsalltag keine Ressourcen gehabt hätten“, so Garlich im Workshop. Er sei dankbar für das Projekt und die dadurch entstandenen Kontakte.

Cobots im Fokus: Forschung trifft Praxis

Ein Highlight des Workshops war der Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Julia Zähr von der Hochschule Mittweida. Sie stellte aktuelle Erkenntnisse zur Integration von einfachen Automationslösungen, z. B. kollaborativer Roboter (Cobots), in Schweißprozesse von Kleinserien vor – ein Thema, das im Rahmen des PAL-Schwerpunkprojekts 3 bei der caleg praxisnah untersucht wurde. In enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen analysierte das Forschungsteam bestehende Abläufe, bewertete Optimierungspotenziale und definierte Einsatzgrenzen.

Dabei wurde deutlich, dass sich Cobots nicht für alle Anwendungen gleichermaßen eignen: Während sich beim Entgraten der wirtschaftliche Nutzen als zu gering erwies, konnten beim Schweißen mittelgroßer Serien signifikante Zeiteinsparungen erzielt werden – von 33 Minuten manuelles Wolframinertgasschweißen auf 13 Minuten Metallschutzgasschweißen mit Cobot-Unterstützung. Prof. Zähr betonte jedoch, dass der bloße Einsatz eines Roboters nicht automatisch zu Effizienzgewinnen führt. Vielmehr sei es notwendig, die gesamte Prozesskette zu betrachten – etwa durch konsistente Spaltmaße –, um eine gleichbleibende Qualität des Schweißprozesses zu gewährleisten und die Vorteile der Automatisierung voll auszuschöpfen.

Auch wenn die manuelle Fertigung bei Einzelstücken weiterhin überlegen bleibt, eröffnet der gezielte Einsatz von Automationslösungen mit einfachen Programmiermöglichkeiten bei Serien ab circa 15 bis 20 Stück neue Spielräume. Er entlastet Mitarbeitende und schafft Kapazitäten für andere Aufgaben. Angesichts des demografischen Wandels und bevorstehender Renteneintritte, wie Markus Garlich ergänzte, bieten solche Technologien eine wertvolle Unterstützung, um den Fachkräftemangel abzufedern, da der Schweißerberuf von immer weniger jungen Menschen erlernt wird.

Die Untersuchungen zeigen: Wirtschaftlich sinnvoll ist der Robotereinsatz bei Kleinserien vor allem dann, wenn sich Bauteile in Vorbereitung und Einspannung relativ leicht an die durch den Cobot erforderlichen Bedingungen adaptieren lassen. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen an das Personal: Neue Rollen wie Einrichter oder Bediener entstehen, und Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden frühzeitig und aktiv in den Wandel einbinden und qualifizieren.

Wandelbots und ICM: Impulse aus der Region

Auch die Unternehmen Wandelbots GmbH und ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V.  bereicherten den Workshop mit praxisnahen Beiträgen. Wandelbots stellte intuitive Lösungen zur Roboterprogrammierung vor, die besonders für kleine Losgrößen und mittelständische Betriebe attraktiv sind und insbesondere für Cobots entsprechende Potenziale bieten. ICM wiederum brachte als gemeinnützige Forschungseinrichtung Erfahrungen mit individueller Projektunterstützung von der Analyse über Entwicklung bis zur Umsetzung ein – inklusive der Empfehlung, Partner möglichst regional zu gewinnen und Zertifizierer für robotisiertes Schweißen frühzeitig in Automatisierungsprojekte einzubinden. Auch das Einwerben von Fördermitteln für Machbarkeitsuntersuchungen, insbesondere für die Nutzung von Real- und Testlaboren sowie Testumgebungen für individuelle Untersuchungen, seien sinnvoll, was exemplarisch am PAL-Projekt deutlich wird.

Mensch im Mittelpunkt

Trotz aller Technik stand der Mensch im Zentrum der Diskussionen. Ein Workshopteilnehmer machte deutlich, worin eine große Hürde besteht: „Viele Unternehmen haben bereits vor 10 bis 15 Jahren moderne Anlagen angeschafft, die jedoch nie dauerhaft genutzt wurden, weil die Anwendung oft aus Angst vor Arbeitsplatzverlust und mangelnder Einarbeitung ‚eingeschlafen‘ ist.“ In PAL geht es genau darum – Strategien zu entwickeln, wie Mitarbeitende von Beginn an so in Entwicklungs- und Einführungsprozesse für neue Technologien einbezogen werden können, dass diese langfristig und mit hoher Akzeptanz genutzt werden. Verschiedene Fragen wurden im Workshop diesbezüglich diskutiert: Wie verändert sich das Berufsbild des Schweißers? Welche Kompetenzen werden künftig gebraucht? Und wie gelingt der Wissenstransfer von erfahrenen Fachkräften an die nächste Generation? Die Antworten darauf sind so individuell wie die Unternehmen selbst – und genau deshalb ist der Austausch im PAL-Netzwerk so wertvoll.

Links: Prof.-Ing. Julia Zähr beschreibt die Entwicklung der Anforderungsprofile für Schweißpersonal durch die Einführung von Cobots; rechts: Petra Hoske von Wandelbots zeigt Software für eine einfache Cobot-Bedienung

Links: Prof.-Ing. Julia Zähr beschreibt die Entwicklung der Anforderungsprofile für Schweißpersonal durch die Einführung von Cobots; rechts: Petra Hoske von Wandelbots zeigt Software für eine einfache Cobot-Bedienung

Ausblick

Im Anschluss tauschten die Unternehmer untereinander Kontaktdaten aus, um den Dialog fortzusetzen und bei wechselseitigen Besuchen „über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen“ und voneinander zu lernen. Der nächste PAL-Unternehmensworkshop Brandenburg findet voraussichtlich am Donnerstag, 20. November 2025 von 13:00 bis 16:30 Uhr in Finsterwalde statt. Das Format wird vom GVFB e. V. (Gemeinnütziger Verein zur Förderung von Beschäftigung und Bildung) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftspartnern wie dem CIMTT der TU Dresden organisiert. 

Autor / Autorin

  • Leiterin des Fachbereichs HR & Education des Branchen-Netzwerks Silicon Saxony e.V.; Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit im PAL-Projekt

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